Südtirol zeigt Versagen der Gesamtschule!
Für eine Versachlichung der in Tirol laufenden Bildungsdebatte spricht sich der Obmann der Initiative Pro Gymnasium, aLR Dr. Rainer Gögele, aus. „Bei der Frage, ob die Abschaffung von Gymnasien und neuen Mittelschulen unseren Kinder und Jugendlichen bessere oder schlechtere Entwicklungschancen bringt, sollten Fakten und nicht persönliche Meinungen im Vordergrund stehen“, betonte Gögele. Hellhörig müsse man nämlich dann werden, wenn – wissentlich oder unwissentlich – versucht wird, mit unrichtigen Argumenten einen Justament-standpunkt zu untermauern, wie dies die Tiroler Landesrätin Palfrader in der letzten Landtagssitzung mit der Aussage „In Südtirol funktioniert die gemeinsame Schule seit 30 Jahren“ gemacht hat. Die Fakten aus den für jeden seit langem zugänglichen Informationen des deutschen Schulamts in Bozen zu PISA 2012 zeigen nämlich, dass dies falsch ist.
In Südtirol gibt es in den Schulen eine Differenzierung nach Sprachgruppen. Deutschsprachige Kinder besuchen andere Schulen als italienischsprachige. Obwohl diese grundsätzlich in der jeweiligen Sprachgruppe als „gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen“ geführt werden, unterscheiden sich die Ergebnisse enorm. Die Absolventen der deutschsprachigen Schulen erreichten beim letzten PISA-Test 2012 503 Punkte und lagen damit klar vor ihren österreichischen Kollegen (490 Punkte). Dies zieht Palfrader als Argument für die Überlegenheit der gemeinsamen Schule heran. Dabei lässt sie allerdings unter den Tisch fallen, dass die Absolventen der italienischen Südtiroler Schulen mit 474 Punkten deutlich unter dem österreichischen Ergebnis liegen. Ein Blick in die Publikation des deutschen Schulamtes in Bozen zeigt die Ursache dafür auf, dort steht:
„Während in der deutschen Schule ein großer Teil der Jugendlichen aus Staaten mit einem ähnlichen wirtschaftlichen und kulturellen Status kommt, wird die italienische Schule verstärkt von Jugendlichen außereuropäischer Herkunft gewählt, die vom sozialen und dem Bildungshintergrund weniger günstige Voraussetzungen für einen erfolgreichen Schulbesuch besitzen.“
In deutschsprachigen Schulen beträgt der Anteil von Migranten gerade 3,4%, während er in italienischen 13,5% ausmacht. Die Südtiroler Ergebnisse selbst zeigen also, dass die gemeinsame Schule der 10- bis 14- Jährigen den sozialen Ausgleich nicht erzielt. Dies steht im Gegensatz zu dem, was Palfrader anführt.
„Beim letzten großen Experiment, der Umstellung von der Hauptschule auf die Neue Mittelschule hat man die Leistungsgruppen – die innere Differenzierung – abgeschafft, was trotz höherem Ressourceneinsatz und größtem Engagement der Lehrerinnen und Lehrer zu deutlich schlechteren Ergebnissen geführt hat. Nun werden etwa mit dem Südtirol-Argument sinnentstellende Halbwahrheiten bemüht im Versuch, auch die äußere Differenzierung schlechtzureden. Gerade als Bildungspolitikerin ist es Landesrätin Palfrader den Kinder und Jugendlichen schuldig, Fakten heranzuziehen, wobei sie Pro Gymnasium gerne unterstützt.
Wenn es ihr wirklich um eine faire Schule geht – davon gehen wir aus –, dann sollte sie Abstand von der Einführung der Gesamtschule nehmen und dort ansetzen, wo nachweislich Verbesserungen möglich wären, beispielsweise die Wiedereinführung einer inneren Differenzierung – sprich Leistungsgruppen – in den Neuen Mittelschulen, die Schülern unterschiedliche, jeweils individuell passende Lerngeschwindigkeiten ermöglichen“, so Gögele abschließend.